Überall reden alle von dieser „bösen“ Prokrastination. Für viele ist sie ein Zeichen von Disziplinlosigkeit oder Faulheit.
Ich glaube das nicht. Ich glaube nicht, dass Prokrastination oder Aufschieberitis grundsätzlich etwas Schlechtes ist. Ich glaube, dass Prokrastination in Wahrheit ein cleverer Mechanismus ist, um etwas über dich und deine Arbeitsweise zu lernen.
Heute schauen wir uns an, was Prokrastination wirklich ist, wie sie sich zeigt und was du tun kannst, um besser damit umzugehen.
Inhalt
Was ist Prokrastination?
Per Definition bedeutet Prokrastination: Das chronische Aufschieben wichtiger oder dringender Aufgaben, obwohl man weiß, dass sie wichtig sind – und obwohl es negative Konsequenzen haben könnte, sie nicht zu erledigen. Oft nennen wir das auch „Aufschieberitis“.
Ich beobachte inzwischen eine Menge Tipps und Tools, die das Aufschieben verhindern sollen: Apps, Pomodoro-Technik, Zen-Methoden.
Meiner Meinung nach bekämpft das allerdings nur die Symptome – nicht die eigentliche Ursache.
Wie sich Prokrastination bei Selbstständigen zeigt
Gerade bei Selbstständigen zeigt sich Prokrastination auf vielfällige Art und Weise.
- Du baust lieber drei Funnels, statt einfach mal eine Story zu posten.
- Du optimierst deine Kursplattform – aber niemand kennt dein Angebot.
- Du hast Listen voller Ideen, setzt aber kaum etwas davon um.
- Du kommst nach der Mittagspause nicht mehr in den Flow – oder morgens gar nicht erst in Gang.
- Du arbeitest den ganzen Tag, aber am Ende ist nichts wirklich fertig.
Vielleicht merkst du gar nicht, wie du drei Stunden in Social Media versinkst oder stundenlang mit Kunden auf WhatsApp schreibst, ohne das zu berechnen. Trotzdem fühlt sich der Tag am Ende unproduktiv an.
Die üblichen Selbstvorwürfe – und warum sie nicht stimmen
Viele denken in solchen Momenten:
„Ich bin faul.“
„Mir fehlt Disziplin.“
„Ich bin nicht für die Selbstständigkeit gemacht.“
Ich halte das für falsch. Prokrastination hat in den meisten Fällen nichts mit Faulheit zu tun.
Die wahren Ursachen von Prokrastination
Oft steckt dahinter ein Schutz vor unangenehmen Tätigkeiten oder die Angst, nicht gut genug zu sein. Manche Aufgaben lösen einen Ziel- oder Motivationskonflikt aus: Du tust etwas, das nicht wirklich zu deinen eigentlichen Zielen passt – und dein Unterbewusstsein bremst dich aus.
Ursache 1: Unklarheit über nächste Schritte
Ein weiterer Grund: Unklarheit über den nächsten Schritt. Große Aufgaben wie „Webseite erstellen“ wirken wie ein unüberwindbarer Berg. Wenn du diesen Berg aber in kleine, machbare Etappen unterteilst, wird er handhabbar.
Das ist der Kern von gutem Projektmanagement: Nicht „Berg, Berg, Berg“ denken, sondern „Etappe, Etappe, Etappe“. Statt dich mit dem gesamten Projekt zu blockieren, konzentriere dich nur auf den nächsten Stein, den du erklimmen musst.
In meiner Struktur-Lounge machen wir das regelmäßig: Wir schauen, was der konkrete nächste Schritt ist, und teilen die Aufgaben so auf, dass sie auch realistisch machbar sind.
Ursache 2: Die Art und Weise passt nicht
Es reicht nicht zu wissen, was zu tun ist – du musst auch klären, wie du es tust. Wenn die Art und Weise nicht zu dir passt, führt das schnell in einen Freeze-Zustand.
Manche blockieren, weil ihnen von außen eine Vorgehensweise vorgegeben wird, die nicht zu ihrer Arbeitsweise oder ihren Werten passt. Dann geht gar nichts mehr.
Ein Beispiel aus meiner Arbeit: Eine Kundin hing monatelang an ihrer Positionierung fest, weil ihr Coach verlangte, sie müsse „spitzer“ sein. Erst als das aufgelöst haben und eine andere Herangehensweise genutzt haben, kam sie in Bewegung.
Fokus statt Disziplin
In den meisten Fällen bei Prokrastination im Business ist das kein Disziplinproblem, sondern ein Fokusproblem. Wenn du an dir selbst bemerkst, dass du häufiger prokrastinierst oder Dinge aufschiebst, dann solltest du dir mal über diese Dinge Gedanken machen:
- Klarheit über deine Ziele und dein Warum
- Eine Übersicht über alle anstehenden Aufgaben
- Eine klare Priorisierung
- Klarheit über deine Art der Umsetzung
- Einen Energie-Check: Welche Aufgaben passen heute zu deiner Tagesform?
Tipp: An Tagen mit wenig mentaler Energie kannst du einfache Sortier- oder Strukturaufgaben erledigen. So kommst du trotzdem voran.
Erste Hilfe gegen Prokrastination
So gehst du vor, wenn du dich doch beim Prokrastinieren erwischst:
- Schuld und Scham stoppen – Selbstvorwürfe bringen dich nicht weiter.
- Ziele und Gründe hinterfragen – Passt Aufgabe und Vorgehensweise zu dir?
- Ängste identifizieren – und falls nötig, mit Unterstützung angehen.
- Überforderung abbauen – Reduziere Aufgaben auf ein Minimum, um starten zu können.
- Mit Provisorien arbeiten – Starte klein, optimiere später.
Dein nächster Schritt
Wenn du das nächste Mal prokrastinierst, frag dich nicht: „Was stimmt mit mir nicht?“
Frag lieber: „Was stimmt gerade nicht mit der Aufgabe – oder mit der Art, wie ich sie angehe?“
Wenn du herausfinden möchtest, welche Strukturbereiche bei dir noch nicht optimal laufen, empfehle ich dir meinen Strukt-o-Mat. Dort kannst du deinen Struktur-Score ermitteln und herausfinden, wie du dich besser strukturieren kannst.
Und wenn du für dich ganz individuelle Lösungen entwickeln willst, lass uns reden.
Und teile gern in den Kommentaren:
Was ist dein Prokrastinationsmuster, wie äußert sich bei dir Aufschieberitis – und wie kommst du wieder raus?